Eine Machtdemonstration in England

Schokolade muss nach Großbritannien in ein Lebensmittellager von T&B Group. Anmelden wie immer, bitte warten, ich werde abgeholt. Obwohl die Entladestelle leer ist muss ich warten. Es wäre schön gewesen gleich unters Schleppdach zu fahren, die Schokolade abladen fertig und Tschüss. Die Mitarbeiter scheinen keine Lust zu haben.

Die Einfahrt ist zugestellt, vom Konstrukteur für einen LKW ausreichend bemessen, aber von den Mitarbeitern als Lagerplatz genutzt. Als Fahrer soll man zusehen wie man an die Rampe kommt, was allerdings fast überall die Regel ist.

Der Fahrer kann sich dann herumärgern und da man in den seltensten Fällen eingewiesen wird, kann man wieder Nerven lassen. In den meisten Fällen warten die Mitarbeiter schon gespannt darauf ober der LKW Fahrer mit seinem Truck etwas kaputt fährt, das bringt für die Mitarbeiter etwas Abwechslung in den Arbeitsalltag.

Ist erst einmal etwas defekt muss der Schaden aufgenommen werden, in dieser Zeit muss man dann auch nicht abladen und hat eine zusätzliche Pause, ob in Großbritannien oder auf dem Festland, überall die gleichen Verhaltensweisen.

Für mich heißt es wieder warten. LKW aufräumen, Kaffee kochen, zu Mittag gegessen und noch die Landkarte sortiert, warten macht Freude.

Man lässt mich stehen, andere LKW die später ankommen werden vorgezogen. Die Mitarbeiter sind wohl der Meinung ein Fernfahrer kann warten, der Nahverkehr hat Vorrang. Für zwei Nahverkehrs-LKW brauchen sie 2,5 Stunden, welche Spitzenleistung.

Mir dauert es zu lange, ein Anruf in der Dispo, sie wollen die Sache klären. Es klappt, ein Anruf an die Zentral hat genügt, ich soll zum Abladen unter das Schleppdach fahren. Unter den Verantwortlichen ist es klar, das man einen gekühlten Lebensmitteltransporter mit bestellter Ware nicht unnötig warten lässt.

Die Ablader bekommen Order sofort zu handeln.

Nun tritt ein Verhalten ein was sich immer wieder an Ladestellen beobachten lässt. Da Vorgesetzte eine Anordnung gegeben haben fühlen sich die Verlader im Innersten verletzt, ihr Ego ist gestörrt. Sie können nicht mehr ihre Willkür walten lassen, sie müssen abladen.

Im Gehirn der Ablader entsteht eine Gegenreaktion, ihr Machtverhalten wurde mit einem Telefonat zerstört. Mit aller Macht heißt es für sie die Anordnung zu umgehen.

Nun versuchen sie gemeinsame Gründe zu finden, um ihr Machtverhalten wieder ins rechte Licht zu setzten. Mit einem Thermometer kontrollieren gleich fünf Mitarbeiter die Temperatur meiner Ladung, in der Hoffnung eine Temperaturschwankung festzustellen.

Fünf Mitarbeiter für ein Thermometer. Nach jeder Messung wird die Arbeit unterbrochen, es wird debattiert und wieder gemessen. Sie lassen sich eine Menge Zeit, dies gibt ihnen das Gefühl von Macht.

In ihrem Inneren steigt die Potenz, sie dürfen kontrollieren, sie haben endlich die Macht. Eine Chance haben sie nicht, meine Kühler funktionieren und die Temperatur stimmt. Nun heißt es für sie ein Kontrollbericht über sie Messungen schreiben, wieder haben sie die Macht, sie dürfen etwas aufschreiben und das noch an einem Computer.

Für mich heißt es wieder warten, ein Computer zum Schreiben und wieder die fünf Mitarbeiter die versuchen den Computer zu bedienen. Es hätte auch ein Mitarbeiter schreiben können, die anderen vier hätten mich entladen können. Sie sind aber glücklich, sie haben die macht mich warten zu lassen. Mich stört das nicht, was sie nervt.

Es wird abgeladen mit einem Stapler und fünf anderen Mitarbeitern. Wieder steigt ihr Machtgefühl, sie dürfen die Verpackungen auf Beschädigungen kontrollieren. Keine Mängel an der Verpackung festzustellen, in ihren Gesichtern kann man lesen wie Wut entbrannt sie sind.

Sie werden mit jeder Palette die abgeladen wird langsamer, dies ist ihre letzte Möglichkeit ihre Macht zu demonstrieren. Die zuständigen Vorgesetzten ignorieren das Verhalten der Ablader, sie fühlen sich selbst gedemütigt und entmachtet.

Ob dieses Verhaltensweise einer gewissenhaften Betriebsorganisation gerecht wird?

Dieses Verhalten lässt sich in fast allen Be-und Entladestellen beobachten. Alles nur eine Frage der Machtdemonstration und je geringer der Verantwortungsbereich der Mitarbeiter, je größer das Machtgetue.

Es ist geschafft, Papiere werden unterschrieben, was wiederum nochmals einige Zeit dauert, für eine Unterschrift nochmals 15 Minuten warten.

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