Digitalisierung und Co. machen auch vor dem Fuhrparkmanagement nicht Halt. Schon länger geht es da nicht mehr bloß um die Koordination eines firmeneigenen Flottenbestandes, sondern vielmehr um die Befriedigung multipler Mobilitätsbedürfnisse. Künftig dürften hier vor allem Themen und Entwicklungen wie Elektrifizierung, Carsharing oder autonomes Fahren eine herausragende, um nicht zu sagen: disruptive, Rolle einnehmen.
In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit diesen Entwicklungen und schauen uns genauer an, inwieweit sie die »klassischen« Aufgaben und Problemstellungen eines Fuhrparkmanagers tangieren.
Das Fuhrparkmanagement im Umbruch
Das, wenn man so will, »klassische« Fuhrparkmanagement bestand lange Zeit vor allem darin, eine firmeneigene Fahrzeugflotte zu koordinieren. Dazu gehörten nicht nur Aufgaben wie Routenplanung und Instandhaltung, sondern auch Übergabe der Fahrzeuge oder die Führerscheinkontrolle. Heute sind aus diesen eher hausmeisterlichen bzw. verwaltungstechnischen Aufgaben komplexe Managementtätigkeiten geworden. »Management« wird hier ausdrücklich nicht bloß im Sinne eines modisch und wichtig klingenden Anglizismus verwendet. Vielmehr drückt er schlichtweg das real gestiegene Anforderungsprofil an einen Fuhrparkleiter aus.
Dieser muss sich nunmehr weniger mit verwaltungstechnischen Aufgaben beschäftigen, sondern vielmehr unerwartete, neue Probleme lösen, die sich nicht standardisiert abwickeln lassen. Die Digitalisierung bzw. Technisierung des Tätigkeitsbereichs spielt im Kontext des benannten Wandels sicherlich eine wesentliche Rolle. So sorgen sogenannte Telematiksysteme schon seit Längerem dafür, dass der Fuhrparkmanager nicht einfach nur ent-, sondern mit neuen Aufgaben und Problemen auch belastet wird.
Das bedeutet konkret, dass er sich beispielsweise viel öfters Gedanken um eine effizientere Organisation einer Fahrzeugflotte machen muss, weil er jederzeit live auf Daten wie Standorte, Beschleunigungs- und Bremsverhalten, Spritverbrauch oder Motordrehzahl zurückgreifen und diese analysieren kann. Die permanente Analyse wird zur Anforderung. Zudem ergeben sich auch daten- und persönlichkeitsschutzrechtliche Fragen, die vom Fuhrparkleiter ebenfalls bearbeitet werden müssen. Andere Tätigkeiten werden durch entsprechende Softwaretools vereinfacht: Beispielsweise gibt es nunmehr die elektronische Schlüsselausgabe, das elektronische Fahrtenbuch oder die elektronische Führerscheinprüfung, die zu großen Zeit- und damit auch Kosteneinsparungen führen.
Schließlich ändern sich im Zuge der Digitalisierung und Elektrifizierung auch die Mobilitätsanforderungen und -möglichkeiten insgesamt. Im Moment mögen sie noch keine allzu große Auswirkung auf die Flottenmanagement-Praxis haben; dies dürfte sich jedoch schon bald ziemlich stark ändern.
Elektrifizierung, Carsharing und autonomes Fahren
Der Fuhrparkleiter der Zukunft ist eigentlich eher so etwas wie ein »Mobilitätsmanager«. Warum? Weil er de facto nicht mehr unbedingt an einen festen, das heißt firmeneigenen Fahrzeugbestand gebunden ist, sondern aus einer Vielzahl an Mobilitätsangeboten das passende Mobilitätsportfolio für ein Unternehmen oder für bestimmte Mitarbeiter zusammenstellen kann. Zum Teil kennen wir das schon aus dem Leasing: Die meisten Unternehmen, die ihren Mitarbeitern Firmenwagen zur Verfügung stellen, operieren mit Leasingverträgen, sprich sie besitzen eigentlich keine »eigene« Fahrzeugflotte.
Der Fuhrparkmanager muss in diesem Fall den Überblick über solche Verträge behalten und gegebenenfalls Verhandlungen führen, rechtliche und versicherungstechnische Angelegenheiten abwickeln. In Branchen wie dem Bau oder dem Transport kommt man dagegen freilich nicht ohne Eigenfahrzeuge aus.
Nun bleibt die Entwicklung aber nicht beim Leasing stehen. Das Carsharing wird beispielsweise auch immer wichtiger. Hier benötigt man unter Umständen nicht einmal Langzeitverträge, sondern kann je nach Bedarf spontan auf Fahrzeuge zurückgreifen. Auch die Abrechnungsweise ändert sich damit: Zahlt man beim Leasing etwa monatliche Summen, so wird im Carsharing üblicherweise pro Kilometer und damit weitaus bedarfsgerechter abgerechnet.
Des Weiteren wird es immer wichtiger, Mobilitätsbedürfnisse möglichst ökologisch nachhaltig zu befriedigen; auch hier müssen sich Fuhrparkmanager künftig auf neue Aufgaben und Probleme einstellen. Insofern wäre es letztlich sinnvoll, eine Diskussion darüber anzustoßen, inwieweit der Beruf des Fuhrparkmanagers angesichts der wachsenden Herausforderungen nicht der Weiterentwicklung zu einem staatlich anerkannten Ausbildungsberuf bedarf.