Trabant 601 fahren

Trabant fahren oder nicht fahren ist hier die Frage.

Für viele ein Kultobjekt? Diese Frage muss sich jeder der den Trabi gefahren hat oder einen Trabi besitzt selbst beantworten. Es gibt genügend Trabi- Fan- Clubs die das DDR Kultobjekt am Leben erhalten. Dazu kommen noch einige Enthusiasten und solche die das Fahrzeug immer noch als Alltagsauto benutzen.

Wer zu DDR- Zeiten zu den Auserwählten gehörte einen Trabi fahren zu dürfen und mit diesem Gefährt nicht nur die kurzen Strecken zur Arbeit und zum Einkauf bewältigt hat, sondern auch Langstreckenfahrten in den Urlaub, dürfte sich die Trabizeiten nicht wieder wünschen. Selbst eine Fahrt aus Mitteldeutschland bis zur Ostsee vollbeladen, 4 Personen ca. 400 Kilometer war eine Tortour. Die absolute Fischdose, wenn der Trabi mit 4 Erwachsenen besetzt war.

Für den Fahrer und Beifahrer war noch einigermaßen Platz, hingegen auf der Rücksitzbank absolute Enge. Der Bauch war regelrecht eingedrückt und die Beine hatten eine Position in der ein untrainierter Mitfahrer Krämpfe in den Waden oder Oberschenkeln bekommen würden. Mit genügend Pausen waren diese Probleme aber zu bewältigen und der Trabi ist auch nicht das kleinste Auto auf dieser Welt.

Spitzenleistungen in Geschwindigkeit

Hier geht es nicht um die Höchstgeschwindigkeit die ein Auto erreichen kann sondern um die Zeit in der eine Strecke bewältigt werden kann. Gerade nach der Urlaubszeit berichteten Trabifahrer von Rekorzeiten in der die Strecken bewältigt wurden. Von meiner Heimatstadt bis an die Ostsee ca. 400 Kilometer 3,5 Stunden waren möglich, allerdings ohne Tankstopp war diese Strecke nicht zu schaffen.

Brauchte man schon vom Abfahrtsort Aschersleben bis Magdeburg (50 Kilometer) mindestens 1 Stunden. Dann auf die heutige A2 bis zum Berliner Ring 168 Kilometer mindestens nochmals 2 Stunden. Dann auf den Berliner Ring und später bis Rostock nochmals über 100 Kilometer. In 3,5 Stunden nicht zu schaffen Trabifahrerlatein. Bleibt noch eine andere Strecke, über die Landstraße. Magdeburg, Burg, Genthin, Havelberg, Plau am See, Güstrow und dann Rostock alles einschlägige Landstraße. Immer mitten durch die Ortschaften, Umgehungsstraßen gab es keine.

Tankstopp und Pinkelpause einbegriffen in 3,5 Stunden unmöglich. Selbst mit modernen Autos in heutigen Zeiten, ohne Stau ist die Strecke bei freier Fahrt unter Nichteinhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzungen und sehr wenig Verkehr mit ständig Tempo (wo es möglich ist) 200 km/h und darüber sowie wirklich nur am Parplatzrand eine Pinkelpause, rein ins Auto und weiter gerade in 3,5 Stunden zu schaffen.

Noch bessere Spitzleistungen erreichten Fahrer, die in Richtung Ungarn in den Urlaub fuhren. 1000 Kilometer 10 Stunden noch schneller 9,5 Stunden und Spitzenfahrer 9 Stunden Fahrzeit. Einfach Spitze, war doch die Autobahn hinter Dresden zu Ende und ging es durch die damalige CSSR fast nur auf der Landstraße weiter, dazu noch mehrere Tankstopps, Pausen und Grenzkontrollen.

Trabi 601 fahren

Ebenfalls Trabifahrerlatein. Ein weiteres Handicap war der Trabimotor, den Trabi auf der Autobahn bis an seine Leistungsgrenze (ca. 125 Km/h) zu bringen und das auf längere Distanz brachte die Gefahr, dass der Motor seinen Geist aufgab. Jeder Trabifahrer musste ständig bei voller Fahrt mit der Angst leben, dass dieser stehen bleibt. So wurde immer vorsichtig gefahren und nur kurzzeitig getestet, was die Höchstgeschwindigkeit betrifft. Bei den Höchstgeschwindigkeiten trifft das selbe zu wie bei den oben erwähnten Streckenbewältigungen, 128 km/h, 130 km/h problemlos zu erreichen mit Urlaubsgepäck und 4 Personen bei Rückenwind und bergab.

Trotz allem Trabifahrerlatein, sollte jeder der ein Auto fährt einmal in seinem Autofahrerleben mit einem Trabi durch die Gegend fahren.

Ein unvergessliches Erlebnis.

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